Was Atombomben, Festkörper und Quantencomputer mit Versicherungssoftware zu tun haben.
“Entweder man geht in die Forschung – oder ganz woanders hin!” – darin sind sich Mira Kanatschnig, Johannes Gruber und Felix Zilk einig. Einig sind sie sich auch, was die Berufswahl betrifft. Die führte die drei studierten Physiker/innen nämlich zur twinformatics. Was sie hier machen, hat mit Physik nicht viel zu tun. Und doch sind jene Skills, die sie in diesem schwierigen naturwissenschaftlichen Studium erlernt haben, ausgesprochen nützlich.
“Eigentlich geht es um Problemlösung” ist der Grundtenor. In der Physik sind das Kleinigkeiten wie Anfang und Ende des Universums oder warum das Higgs-Boson immer sehr brav ist und niemals aus der Reihe tanzt. In der twinformatics sind die Problemstellungen vielleicht mondäner aber im täglichen Leben von Zehntausenden MitarbeiterInnen und Millionen Kunden auch relevanter. In diesem Fall: Wie bringen wir teils inkompatible Systeme dazu, einfach mal was auf der vorhandenen Infrastruktur auszudrucken.
Das klingt jetzt einfacher als es wirklich ist.
NaturwissenschaftlerInnen sagen hier allerdings: Challenge accepted!
“Ja”, sagt Johannes Gruber zu dem Thema lachend. “Frusttoleranz ist natürlich eine Eigenschaft, die wir gut einbringen können!” Er ist übrigens Kernphysiker, “ich kenne mich eher bei Atomwaffen und Nuklearunfällen aus.” Wie kommt man eigentlich von, sagen wir, einem Job bei der IAEA oder als James-Bond-Bösewicht zu einem bei der twinformatics? “Das war ganz witzig”, erzählen die beiden. Felix Zilk ist schon länger dabei, hatte allerdings im Consulting begonnen. Eines Tages ging er folgerichtig im Anzug in den Deewan. “Dort trafen wir uns, erkannten uns weil wir gemeinsam Relativitätstheorie gemacht hatten und ich den Felix in g’scheitem Gewand einfach nicht gewohnt war. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf!”
Into the Quantum World
Felix Zilk hat Skills, die nur sehr wenige Menschen mitbringen: Er ist Fachmann für Quantencomputer. Das Konzept dieser selbst von ExpertInnen als ‘spooky’ bezeichneten Geräte ist für Menschen ohne weitere Bildung in Sachen Quantenphysik nur schwer zu fassen (es gibt jedoch einen schönen Primer von Shohini Ghose im Rahmen eines TED-Talks). Klar ist allerdings, dass Quantencomputer real sind und Rechenzeit zum Beispiel bei IBM oder in der Microsoft-Cloud Azure gebucht werden kann. Auch Google forscht ganz kräftig. Führend sind jedoch Honeywell und IBM. Aber das ist, wie Schrödingers Katze, nicht so ganz sicher.
Aber wozu brauchen wir das, fragen sich begeisterte aber ahnungslose Leserinnen und Leser. Wir arbeiten für Versicherungen!
Risk Modeling ist ein sehr komplexes Thema. Dabei handelt es sich um eine Anwendung von ökonometrischen Techniken, um das Risiko innerhalb eines Portfolios zu errechnen. Quantencomputer eignen sich aufgrund ihrer zugrundeliegenden Rechenmodelle vor allem dazu, komplexere Probleme mit extrem vielen Freiheitsgraden wie Risiken der Finanzmärkte exakt zu lösen.
Fast noch wichtiger ist das Thema Kryptografie. Quantencomputer können herkömmliche Verschlüsselungen innerhalb kürzester Zeit knacken; AES und Co werden damit auf einen Schlag sehr anfällig, neue Ansätze im Quantenbereich müssen her.
Komplexität ist, wo Quantencomputer besonders glänzen. Noch arbeiten wir bei twinformatics natürlich nicht mit dieser cutting edge Zukunftstechnologie – aber es ist gut, schon mal die entsprechende Expertise im Haus zu haben!
Probleme sind zum Lösen da
“Wir sind gewöhnt, dass wir am Anfang nichts verstehen!” – das gilt für naturwissenschaftliche Probleme genauso wie für komplexe IT-Systeme. Eine weitere Gemeinsamkeit ist das Abstraktionsvermögen, das sowohl PhysikerInnen als auch IT-SpezialistInnen unbedingt haben müssen. Und was noch?
“Problemlösungskompetenz!”, so Mira Kanatschnig, eigentlich Expertin für Festkörper, jetzt tätig in der Übersetzung von verschiedensten Outputs in universelle XML-Files. Neugier ist ja eigentlich die ursprüngliche Hackereigenschaft, wissen wollen, wie Dinge funktionieren. Vom Supraleiter zum Supercomputer ist für sie nur ein kleiner Schritt. Macht das eigentlich zum Nerd? “Nein”, sagt die Ausgleichs-Sportstudentin, die auf jede Menge Berge klettert. “Natürlich gibt es auch sehr introvertierte Leute, die dem Nerdklischee eher entsprechen. Wir sind eigentlich das genaue Gegenteil. Das sehen übrigens auch unsere Führungskräfte so – im Herbst kommt eine weitere Physikerin ins Team ;)”